Erntebericht 2023

22.12.2023

Liebe Olivenölbegeisterte und Olea Florens Kunden

Vielleicht habt ihr es bereits in der Presse gelesen, 2023 ist für die meisten Olivenölproduzenten Europas ein katastrophales Jahr. Spanien als mit Abstand grösster Olivenölproduzent wird nur schätzungsweise 30% einer Normalernte produzieren, viele Regionen Norditaliens hatten schlicht keine Oliven an den Bäumen. Das erfreuliche jedoch vorweg: unsere Bäume trugen Früchte und wir konnten trotz aller Herausforderungen sowohl qualitäts- wie auch quantitätsmässig eine erfreuliche Ernte 2023 verbuchen. Gerne informieren wir euch mit diesem Erntebericht über die Eigenheiten des Erntejahres 2023 und im speziellen über unsere diesjährigen Olivenöle.

Wetter und Vegetation

Der Winter 2022/2023 war meist ungewohnt trocken ohne ausserordentliche Frostphasen. Im Frühling ging es dann aber los und nicht nur in der Schweiz jammerten alle, sondern für einmal auch die Südeuropäer: Regen, Regen, Regen! Im Mai und Juni, eigentlich meist herrliche Frühsommermonate bei uns in Apulien, war das Wetter richtig übel und ungewohnt kalt. Glücklicherweise hatten wir dann aber doch noch ein paar wenige Sonnentage, was der entscheidende Unterschied zu anderen Regionen Italiens und Spaniens war. Zur Erklärung: Die Blüten der Olivenbäume werden nicht von Bienen etc. bestäubt, sondern sind sogenannte «Windbestäuber». D.h. sie brauchen einen genetisch anderen Baum, dessen Pollen durch den Wind andere Olivenblüten bestäuben können. Was passiert, wenn es während der Blütezeit ständig regnet ist klar, die Pollen werden nicht zu den umliegenden Bäumen getragen sondern direkt auf den Boden gespült. Dieses Horrorszenario ist ganzen Olivenregionen in diesem Frühjahr widerfahren. Wie erwähnt hatten wir das Glück im entscheidenden Moment ein paar schöne und windige Tage zu haben, was in der Folge zu proppenvollen Bäumen mit massig kleinen Oliven führte. Es sah im Frühsommer sogar nach einer potentiellen Rekordernte aus.

Unsere langjährigen Kunden wissen aber, verfrühtes feiern und jubeln ist in unserem Business nicht angebracht. Mehr dazu später… Zurück zum Wetter. In der zweiten Hälfte Juni war das kalte Regenwetter dann endlich vorbei. Schon ein paar wenige Tage danach hatten wir Temperaturen gegen 40 Grad und dies während Wochen! Der Rest des Jahres bis spät in den Herbst war dann trocken und heiss. Wir haben es in den letzten Jahren bereits öfters erklärt: es ist leider der neue «Normalfall», zu heiss, zu trocken. Und auch in diesem Jahr muss betont werden, welchen Glücksfall wir mit dem unbegrenzten Grundwasser haben, welches wir durch die Küstennähe zur Adria haben. Was die Bewässerung unserer Bäume im Detail bedeutet, könnt ihr im letztjährigen Erntebericht nachlesen. Kurzversion: Es ist teuer.

Situation im Terreno Chiuso Rotondo zur Erntezeit

Durch den kaltnassen Frühling war die Vegetation im Herbst deutlich im Rückstand. Wir hatten noch immer unheimlich viele Oliven an den Bäumen, diese waren aber kleiner als gewohnt und brauchten entsprechen etwas mehr Zeit bis zur gewünschten Reife und Grösse. Durch das trockene und heisse Wetter waren auch die gefürchteten Olivenfliegen kein Thema. Hurra, perfekte Voraussetzungen. Und dann kam es, während der Schönwetterperiode am 22. September quasi aus dem Nichts. Ein lokales Gewitter während 10 Minuten. Hagelkörner in der Grösse von Golfbällen haben innert Minuten ca. 25% der Oliven von den Bäumen geholt.

Soviel zum Traum der Rekordernte. Nebst den nun am Boden liegenden Oliven, welche für einen Qualitätsproduzenten wertlos sind, hatten viele Früchte an den Bäumen kleine Schäden von den Hagelkörnern. Zum Glück blieb es in der Folge trocken und warm, sodass die meisten Oliven die Schäden «verschliessen» konnten und keine Fäulnis im Fruchtfleisch entstand. Wie eingangs erwähnt, resultierte für uns letztlich doch noch ein erfreuliches Ernteergebnis. Unser lieber Freund und «Olivenöl-Guru» Salvatore Stallone hat beim extrahieren der Öl in seiner Mühle wieder phantastische Arbeit geleistet und wir sind begeistert von der Qualität unserer beiden Elixiere. Grazie di cuore maestro!

Ein Wort vorweg zur Farbe unserer 23-er Öle. Wir haben noch nie derart leuchtend grüne Öle produziert. «Farbe» ist kein Qualitätskriterium und bei übermässig grünen Olivenölen ist Vorsicht geboten. Oft wird durch beimischen von «warm gepressten» qualitativ minderem Öl, welches oft eine tiefgrüne Farbe hat, nachgeholfen. Weiss man jedoch wie in unserem Fall, mit welchem Qualitätsanspruch das Produkt hergestellt wurde, begeistert ein leuchtend grünes Olivenöl praktisch alle. Der Grund für die ausserordentliche Farbe liegt in der verspäteten Vegetation. So blieben unsere Oliven bis zum Erntezeitpunkt äusserlich grün, obwohl das Fruchtfleisch den gewünschten Reifegrad erreichte. Normalerweise haben wir einen Mix aus grünen und sich dunkel färbenden Oliven welche verarbeitet werden. Dieses Jahr waren praktisch alle Oliven wie erwähnt äusserlich grün, was sich in der Farbe des Olivenöls widerspiegelt. Che bello!

Charakteristik Olea Florens Olivenöle 2023

 

Coratina

Unser schwarz etikettiertes Coratina ist wie immer reinsortig, d.h. ausschliesslich aus Coratina-Oliven gewonnen. Farblich wunderschön leuchtend grün. Auch in Jahrgang 2023 ein Klassiker von einem Coratina-Öl: In der Nase deutlich grasig und ein Hauch von frischem Rosmarin. Im Gaumen spürbar bitter und im Abgang deutlich ansteigende Schärfe. Sehr langer und komplexer Abgang mit schöner grasigen Frische. Der Polyphenol-Gehalt von 841 mg/L liegt nochmals deutlich über dem Vorjahr und 0.08 % freie Fettsäure ist schlicht spektakulär und kann nur mit super frischen und kerngesunden Oliven erreicht werden. Der gesundheitliche Wert unserer Produkte kann gar nicht genug herausgestrichen werden.

Cuvée

Unser Cuvée mit der weissen Etikette besteht im Jahrgang 2023 aus den Sorten Leccino, Ogliarola, Passola und Coratina. Farblich ist auch das Cuvée herrlich grün leuchtend. Durch die Kombination verschiedener Sorten, welche auf unserem Hain wachsen, versuchen wir ja jeweils ein harmonisches und etwas weniger intensives Olivenöl im Vergleich zu unserem reinsortigen Coratina zu machen. Wir sind überzeugt, dass uns ein elegantes und sehr geschmackvolles Öl gelungen ist. In der Nase ist es deutlich grün-gemüsig mit Noten von Ciccoria und Catalogna / Puntarella. Auch Nuancen von grünem Apfel finden sich. Im Gaumen ist es nur wenig bitter, zeigt aber auch eine angenehme Schärfe im Gaumen. Die Textur ist dichter und leicht dickflüssiger als in den Vorjahren, ohne dabei «klebrig» zu wirken. Im Gaumen schmeckt es herrlich nussig und wie in der Nase frisch grün-gemüsig. Mit 724 mg/L Polyphenolen und freier Fettsäure von 0.08 sind auch die chemischen Werte wieder absolut Spitze und machen auch dieses Olivenöl zu einer «Gesundheitsbombe».

The Stallone Clan / Azienda Le Tre Colonne

Unseren lieben Freunden vom Stallone-Clan geht es wunderbar und alle, von der Urgrossmutter bis zu den kleinen der vierten Generation, sind wohlauf. Salvatore läuft neu mit Bart rum und grübelt ständig, wo er bei der Technik in der Olivenmühle noch etwas anders und besser machen kann um Punkto Qualität nochmals ein Schippe drauf zu legen. So glich denn auch in diesem Jahr schon direkt nach Abschluss der Vorjahresernte der «Frantoio», also die Mühle, einer permanenten Baustelle. Der ganze Aufwand wird von der Branche honoriert, indem Le Tre Colonne von den wichtigsten nationalen und internationalen Bewertungsinstanzen als einer der besten Qualitätsproduzenten weltweit bewertet wird. Wie immer gebührt an dieser Stelle ein gewaltiges Dankeschön an Salvatore und der ganzen Familie für deren unermüdlichen Einsatz und noch mehr für die wunderbare Freundschaft, welche wir mit ihnen teilen dürfen. Wir freuen uns schon auf den Bericht im nächsten Jahr wo es dann familiär wieder mehr Neues zu berichten gibt. Soviel sei schon mal gesagt: Die Hochzeitsglocken werden in Giovinazzo schon mal poliert… 😉

Situation Xylella

Wie üblich wollen wir an dieser Stelle einen Update über die Situation und Entwicklung im Zusammenhang mit dem Feuerbakterium Xylella geben. Es ist ein schwieriges und komplexes Thema und wir könnten über mehrere Seiten darüber berichten, was den Rahmen natürlich sprengen würde. Darum das wichtigste in Kürze. Vorweg: Auf unserem Olivenhain Terreno Chiuso Rotondo gibt es kein Xylella und ebenso wenig in der näheren Umgebung. Über die nächsten Jahre ist keine Beeinträchtigung unserer Produktion zu erwarten. Wir hoffen natürlich auch langfristig nicht davon betroffen zu sein. Wer den Süden Apuliens und die Region zwischen Lecce und Gallipoli in letzter Zeit besucht hat, vergisst die Bilder der ausgetrockneten und dadurch abgestorbenen Olivenbäume nicht so schnell. Es bricht einem nur das Herz und es gibt Schätzungen, wonach bisher über 20 Millionen Olivenbäume dem Bakterium zum Opfer gefallen sind. Unser Haus in Ostuni liegt 100 km südlich von unserem Hain entfernt und seit einem Jahr wird Xylella hier deutlich sichtbar, wenn man darauf sensibilisiert ist und weiss worauf zu schauen ist. In der Region um Ostuni stehen die meisten der sogenannten «Ulivi Monumentali», majestätische Zeitzeugen welche über 1’000 Jahre alt sind (teilweise selbst über 2’000, von den Römern in der Zeit um Christus gepflanzt). Aktuell geht man davon aus, dass ein Drittel dieser knorrigen Schönheiten von Xylella befallen sind und nicht gerettet werden können ☹. Erst langsam beginnen die Besitzer die Bäume durch Aufpfropfen von Stecklingen resistenter Olivensorten auf eine andere Olivensorte zu «wechseln» und so über die nächsten Jahre die Bäume vor der Zerstörung zu schützen.

Wir haben uns bei den Olivenbäumen im Garten unseres Hauses auch zu diesem Schritt entschieden um sicherzustellen, dass wir auch in den nächsten Jahren gesunde, grüne Bäume im Garten stehen haben, wenn auch dann von einer anderen Sorte. Es sei nochmals betont, dass wir hier nicht über unsere Bäume für die Olivenölproduktion sprechen, diese stehen ja erfreulicherweise viel weiter im Norden Apuliens. Als letzten Punkt zum Thema Xylella möchten wir aber Hoffnung schöpfen. Die Wiesenschaumzikade ist verantwortlich für die Übertragung des Bakteriums. In jüngster Zeit ist deren Aufkommen sehr deutlich zurück gegangen. Entsprechend ist auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit deutlich gesunken. Die (endlich) eingeleitete Bekämpfung des Überträgerinsekts scheint also Wirkung zu zeigen. Nicht dass das Problem damit als gelöst bezeichnet werden kann, aber ein deutlicher Hoffnungsschimmer am Horizont ist es allemal.

Übergabe 2023-er Olivenöle und Schlusswort

Vor zwei Wochen war es endlich soweit und wir feierten unser traditionelles Festa dell’Olio Nuovo. Sehr viele unserer geschätzten Kunden, welche wir in vielen Fällen in der Zwischenzeit auch unsere Freunde nennen dürfen, haben den Weg nach Sempach gemacht. Die Reaktionen auf die degustierten 2023-er Olivenöle waren durch’s Band positiv. Die vielen Komplimente geben wir an Salvatore und den Stallone-Clan gerne weiter. Zusammen mit unserem Partner werden wir auch in 2024 alles daran setzten, begeisternde Produkte für unsere Kunden zu erschaffen. Wir freuen uns schon jetzt darauf, auch wenn wir fest damit rechnen, dass uns Mutter Natur sicherlich wieder die eine oder andere Herausforderung stellen wird…

Die Social Media Abstinenz von Olea Florens

Wir hatten in 2023 über all unsere Kommunikationskanäle bekanntgegeben, dass wir künftig nicht mehr auf Social Media aktiv sein werden und unsere Bewegründe dafür erklärt. Erfreulicherweise haben sich daraufhin viele Olivenölinteressierte für unseren Newsletter eingeschrieben um mit Olea Florens in Kontakt zu bleiben. Auf dieser Seite können aktuelle und frühere Newsletter ab Erntebericht 2022 eingesehen werden. Unsere Newsletter sind nur über diesen Link einsehbar und nicht öffentlich über unsere Website.

Nun bleibt uns nichts anderes als euch allen eine schöne, besinnliche Adventszeit zu wünschen. Für 2024 wünschen wir euch Gesundheit und Zufriedenheit und der Welt wieder mehr Frieden und Respekt vor dem anderen.

Danke für euer Vertrauen & herzlichste Grüsse

Lara & Thomas