24.7.2025
Liebe Beteiligte des Olivenhain-Projekts „Terreno Chiuso Rotondo“
Liebe Olivenöl-Interessierte
Wir sind soeben aus Apulien zurückgekommen und geniessen das Gefühl, mal wieder Regentropfen im Gesicht zu spüren. Untenstehend findet ihr wie gewohnt einen Überblick, was in der ersten Jahreshälfte so gelaufen ist und was wir sonst so zu erzählen haben rund um unser Projekt.
Kaum zu glauben, aber wir können seit Jahren mal wieder berichten, dass das Wetter in Apulien im ersten Halbjahr 2025 völlig normal war. Halleluja! Kein Frost, im Frühling immer mal wieder Regen, der Start in den Sommer mit herrlichem Wetter, ohne dass es jeweils übertrieben heiss war. Nicht nur uns hat dies gefallen, offensichtlich auch unseren Olivenbäumen.
Die Blütezeit verlief problemlos und unsere Bäume sind prächtig voll behangen mit gesunden kleinen Oliven. Zwar sind wir wieder am Bewässern um ein ideales Wachstum der Früchte zu unterstützen, jedoch wurde dies im Vergleich zu den Vorjahren viel später nötig. Wir wässern seit anfangs Juni, was im Vorjahr bereits im April der Fall war.
Die Vorzeichen stehen also sehr gut und wir sind optimistisch was Menge und Qualität der Ernte 2025 betrifft. Aber ihr wisst aus der Vergangenheit, abgerechnet wir im Herbst wenn die Ernte eingefahren ist. Das passende italienische Sprichwort dazu heisst: “C’è ancora tanta strada da fare.”
Was unsere Kirschbäume betrifft hätten wir wohl Salvatores Vorschlag vom Vorjahr beherzigen sollen und diese abholzen. Trotz normalen Klimabedingungen hingen zwar wunderbar gesunde Blätter an den Bäumen, nur leider praktisch keine «Chriesi». ☹ Ihr solltet also nicht darauf spekulieren, in eurem Geschenksäckli im Dezember bei der Auslieferung der 2025-er Olivenöle ein Gläschen von Laras legendärer Chriesikonfi zu finden…
Wir hatten in unseren Newsletters in den vergangenen Jahren immer mal wieder über die Preisentwicklung von Olivenöl berichtet. Das Thema der Preisexplosion wurde ja auch oft von der normalen Presse aufgegriffen und wir wurden von einigen von euch auch aktiv darauf angesprochen. Im Verlaufe des letzten Jahres setzte eine sehr bemerkenswerte Entwicklung ein. Nach absoluten Rekordpreisen noch im ersten Halbjahr 2024 sind die Preise für Olivenöle aus Spanien, Griechenland und Tunesien regelrecht eingebrochen (wir reden hier über normale 0815-Massenware, einen Referenzpreis für Premium-Olivenöle gibt es nicht). Interessanterweise liegt italienisches Olivenöl jedoch preislich praktisch auch jetzt noch auf den Höchstständen. In der Konsequenz kostet spanisches Olivenöl aktuell zirka einen Drittel im Vergleich zu italienischem! Na wenn das mal die ganze «Umfüller-Industrie» nicht freut, welche in Italien spanisches Olivenöl in Flaschen abfüllt, deren Etiketten sehr viel «Italianità» vermitteln und als leckeres Extra Vergine in die ganze Welt verkauft wird. Ein politisch korrektes italienisches Sprichwort fällt mir dazu nicht ein, aber ein französisches: Honi soit qui mal y pense!
In dieser Rubrik greifen wir Fragen zu Olivenöl auf, welche immer mal wieder von unseren Kunden an uns getragen werden. Vielen von euch haben wir anlässlich von Degu-Events oder an unserem jährlichen Festa dell’Olio Nuovo solche Fakten schon erklärt. Falls dir das Thema also klar ist, einfach überspringen oder als Auffrischung lesen. 😊
Eine oft gestellte Frage ist, warum wir unser Öl filtrieren. Man hätte von einem Verkäufer oder Produzente gehört, nur trübes unfiltriertes Olivenöl habe den vollen Geschmack.
Nun, die Aussage hat durchaus seine Richtigkeit, dummerweise aber nur in Bezug auf die paar wenigen ersten Wochen direkt nach der Olivenölherstellung. Was Anbieter trüber, unfiltrierter Olivenöle meist NICHT erwähnen ist die Tatsache, dass deren Öle nach ein paar Wochen einem dramatischen Qualitätszerfall durchleben und schon nach wenigen Monaten in der Regel deutliche Fehlnoten wie Ranzigkeit und muffige Charakteristik aufweisen. Das Problem entsteht durch die kleinen Partikel von Fruchtfleisch und Häuten der Oliven, welche die typische Trübung des Öls verursachen. Diese Partikel sind richtige kleine bioaktive Bomben und verursachen durch die in ihnen enthaltenen Enzyme biochemische Prozesse, vor allem Oxydation und Fermentation, welche als sensorisches Nebenprodukt die oben erwähnten Geruchs- und Geschmackskomponenten von Ranzigkeit und Muffigkeit in das Öl bringen. Ein Produzent, der ein hochqualitatives Olivenöl herstellt, welches sein anfängliches Qualitätslevel nicht nur für ein paar wenige Wochen, sondern über ein Jahr oder länger erhalten will, wird darum seine Olivenöle IMMER filtrieren. Hersteller, welche dem wissenschaftlich längst erwiesenen Fakt des Qualitätszerfalls unfiltrierter Öle widersprechen tun dies in der Regel aus zwei Gründen: erstens ist das konsequente Filtrieren eine aufwendige und recht teure Angelegenheit und zweitens bleibt in den Zellulose-Filterplatten immer auch ein Anteil von etwa 3 – 5 % des filtrierten Olivenöls hängen und bedeutet entsprechenden Mengenverlust. Zusammenfassend also Hände weg von unfiltriertem Olivenöl, wenn du erstens nicht 100% sicher bist, dass es sich um frischgewonnenes Öl handelt (Produktionsjahr / -datum auf der Etikette?) und zweitens dieses Öl innert kurzer Zeit konsumieren kannst.
In Bezug auf das Feuerbakterium Xylella, welches für das massenhafte Olivenbaumsterben im Süden Apuliens verantwortlich ist, gab es im Juni einen kurzen Schreckensmoment. Es wurden nämlich vier infizierte Olivenbäume in Bisceglie entdeckt. Bisceglie liegt nördlich von unserem Olivenhain in Giovinazzo und die Nachricht war deshalb so beunruhigend, weil das Bakterium in der Vergangenheit nur deutlich südlich von uns nachgewiesen wurde. Es hat sich dann herausgestellt, dass es sich bei den vier Bäumen um verwahrloste, nicht kultivierte Bäume direkt an der Autobahn SS16 handelt. Es wurde sofort eine Untersuchung aller Bäume im näheren Umkreis eingeleitet und keine weitere Infektion nachgewiesen. Im Umkreis von 50 Metern wurden alle potenziellen Wirtspflanzen gerodet und im Umkreis von 400 Metern wurden verstärkte Kontrollaktivitäten verordnet. Es scheint sich nicht um eine «natürliche» Übertragung durch die Schaumzikade zu handeln, jedoch geht man davon aus, dass ein Fahrzeug respektive dessen Ladung aus Süden kommend bei einem Stopp auf Höhe dieser Bäume für die Infektion verantwortlich war. Unklar bleibt, wie das Bakterium an die Bäume gelangte.
Die «normale» Grenze der Infektionsgebiete ist noch immer NICHT in unmittelbarer Nähe unseres Olivenhains. Wir verfolgen zusammen mit der Familie Stallone die Entwicklung natürlich mit Argusaugen und halten euch wie in den letzten Jahren dazu auf dem Laufenden.
Wir bekommen immer wieder Komplimente für unsere Rezepte-Bibliothek und werden nicht selten von unseren Beteiligungskunden angesprochen, ob wir einen neuen Tipp oder Favoriten in der Sammlung hätten. Ich (Thomas) gebe darum hier mal meinen Sommer-Favoriten bekannt, welchen Lara auf meinen Wunsch regelmässig für uns zubereitet. Wir haben das Glück einen gut bestückten Gemüsegarten neben unserem Haus in Ostuni zu haben und aktuell hängen dort unter anderem wunderbare Bio-Auberginen. Obwohl ich bekennender Fleisch- und Fischliebhaber bin, kann ich euch das fleischlose Tartar aus Auberginen für heisse Sommertage quasi wärmstens ans Herz legen. Einfach der Hammer, welchen coolen Umamigeschmack man damit erreicht. Auf einem Stück frischem Brot oder auf Toast ein vollwertiges Mahl, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben (falls man denn eines hätte 😉).
Nun auch noch ein paar News zu unseren lieben Freunden des Stallone Clans. Das Jahr begann im Februar mit einem Highlight: Salvatore wurde nämlich 60. Jahre alt. Auguroni caro amico! Schweren Herzens mussten wir uns für das grosse Fest entschuldigen, da wir leider unabkömmlich waren. Das positive daran war, dass wir dafür im Frühling nicht in eine Diät-Klink zum Abspecken gehen mussten.
Mitte Juli hatten wir dann mal wieder die ganze Familie Stallone zu uns nach Ostuni eingeladen. Wir planten in diesem Jahr «nur» ein eintägiges Treffen an einem Sonntag. Die Bande trudelte dann schon morgens um 10 Uhr bepackt mit vielen Leckereien ein und wir Männer gingen uns direkt mal beim fantastischen Fisch- und Meeresfrüchtehändler in Ostuni austoben. Sofort nach unserer Rückkehr zu Hause ginge das Geköche los. Mit Ausnahme der Kinder waren alle irgendwo im Einsatz. Männerteam in der Aussenküche, das Frauenteam in der Küche im Haus. Die ersten Leckereinen waren kurze nach 13 Uhr auf dem Tisch und so zog sich dann das Gelage, mit einem kleinen Break von einer guten Stunde für ein «Pfüsi» unter einem unserer Olivenbäume, dann bis um 23 Uhr praktisch durchgehend durch. Und ja ihr ahnt es, was Lara und ich im Frühjahr noch vermeiden konnten wäre jetzt angebracht: strickte Diät und vorübergehende Abstinenz. 😊 Spass bei Seite, es war ein wundervoller Tag, nur dadurch getrübt, dass Salvatore kurzfristig absagen musste, da sein mehrfach und leider auch kürzlich operierter Rücken die Autofahrt zu uns nicht möglich machte. Gute Besserung an dieser Stelle.
Auch in diesem Jahr feiern wir die Ankunft unseres Olivenöls vom neuen Jahrgang 2025 in Sempach in Zusammenarbeit mit dem Gerstl Wein & Shop. Nebst der Möglichkeit das neue Öl und diverse leckere Weine zu degustieren, übergeben wir wie gewohnt unseren Beteiligungskunden ihre Olivenöle. Untenstehend findet ihr die Infos und Termine, um euch diese schon mal dick in die Agenda einzutragen.
Jetzt wünschen wir euch allen aber erst mal einen schönen Sommer mit vielen genussvollen Momenten. Wir freuen uns aber auch die meisten von euch dann im Dezember wieder persönlich zu treffen.
Herzliche Grüsse aus Luzern
Lara & Thomas